Die ganze Geschichte um TRINITYbegann gar nicht mit Kaufen und Verkaufen von Elektrorollern. Sondern mit einem missglückten Experiment an einer alten Enduro, einer Yamaha DT 80. Und drei Freunden, die an die elektrische Beschleunigung geglaubt haben.
Der Eigenbau
Reinhold ist ein begeisterter Enduro Fahrer. Wenn er in den Sommermonaten ratternd und knatternd durch die Wälder und Felder unterwegs war, sah er regelmäßig die zornigen Blicke der Jäger, Förster und Bauern. Und da fragte er sich, ob das mit einerm Elektromotorrad nicht mehr Spaß machen würde. Und zwar für alle Beteiligten… Das war im Sommer 2011.
Und da er ein Anpacker ist, hat er nicht lange gefackelt sondern angepackt. Er hat sich bei Ebay eine alte Yamaha DT 80 gekauft und dazu einen Elektromotor und einen Controller geholt. Und dann hat er mit seinem Bruder den Umbau gestartet. Ein paar Wochen später rollte das E-Motorrad aus der Garage. Eine E-Enduro bestückt mit 4 Bleiakkus und einem Gewicht von 130 kg. Ein 1 kW Motor trieb über ein riesiges Ritzel das Hinterrad an. Der Controller war angepasst, so dass sie mit dem Gasgriff auch richtig Gas geben konnten. Naja, so wie man mit einem 1 kW Controller und einem 1 KW Motor und den großen Crossrädern halt Gas geben kann.
Yamaha DT 80
Und hier begann die Enttäuschung. Die E-Enduro fuhr und alles funktionierte. Aber von Fahrspaß konnte keine Rede sein. Die Beschleunigung war miserabel, die Endgeschwindigkeit bei mageren 30km/h und Berge konnte man damit nur erklimmen, wenn man abgestiegen ist. Aber sie fuhr. Elektrisch. Es war eben 2012. 6 kW Controller gab es nicht auf dem Markt. Lithium Akkus waren unbezahlbar. Und so wurde das Projekt eine Elektro-Enduro zu bauen eingestellt. Aber der Traum blieb.
Die Idee
Etwa zur gleichen Zeit war ich (Robert) auf einer Geschäftsreise in Shanghai. Auf den Straßen gab es zu diesem Zeitpunkt keine Benzinroller mehr sondern nur noch Elektroroller, die leise surrend an einem vorbeifuhren. Ich fragte mich was die Dinger wohl kosten mögen. In einem Supermarkt stolperte ich dann plötzlich über eine Reihe E-Roller. Ich schaute auf das Preisschild und überschlug die Zahlen im Kopf. 300 € !!! Ich holte mein Handy aus der Tasche und rechnete den Preis mit dem Taschenrechner aus. Immer noch 300 €. Ich stand vor diesem E-Roller und überlegte ob ich ihn so zerlegen kann, dass er in meinen Koffer passt. Dann schaute ich mir die Verarbeitung genauer an und gab die Idee mit dem Koffer auf. Dieser E-Roller würde in Deutschland nie und nimmer eine Zulassung bekommen.
Elektroroller und Fahrräder in Shanghai
Als wir uns zuhause mit Reinhold seine E-Enduro angeschaut haben, erzählte ich ihm meine Geschichte mit den E-Rollern. Wir recherchierten und bestellten bei Alibaba einen E-Roller mit EEC-Zulassung, (damit ist es möglich den E-Scooter in Europa auf der Straße zu fahren). Ich fuhr 600 km mit dem E-Roller und sammelte meine Erfahrungen. Positive und negative. Es war keine Elektro-Eduro aber es war der Einstieg in die E-Mobilität. Und aus Reinholds Traum wurde ein Plan: Wir fangen mit den Elektrorollern an. Bauen uns eine Marke und ein Vetriebsnetz auf. Und irgendwann mal wird die Technik soweit sein, dass es E-Motorräder geben wird. Und dann werden wir da sein!
Auf in die Heimat der Elektroroller
Reinhold sagte: „Wir müssen nach China. Wir müssen uns die Hersteller anschauen, und ihnen klarmachen welche Anforderungen wir in Deutschland an die E-Roller haben“. Und hier kam Stanley ins Spiel. Stanley ist in Shanghai aufgewachsen und wohnte seit geraumer Zeit in Deutschland. Wir haben damals zusammen an einem Projekt bei Volkswagen gearbeitet. Ich weihte ihn kurzerhand in den Plan ein und er war begeistert. Zusammen mit Reinhold planten sie die Reise. Mit viele Einsatz recherchierten sie die E-Roller-Hersteller und die verantwortlichen Personen in diesen Firmen. Sie telefonierten sie alle ab und vereinbarten Termine. Und dann flogen sie nach China.
Es war eine China-Rundreise mit Besprechungsmarathon. Unterwegs mit Zug, Bus und Taxi haben sie 15 Hersteller in den verschiedenen Ecken des riesigen Landes besucht. Sie haben alles gesehen, von einer kleinen Werkstatt, in der 7 E-Scooter am Tag gebaut werden bis marmorgeflieste Empfangshallen von Herstellern die 100.000 Einheiten im Monat produzieren. Sie haben viel erlebt. Wir kringeln uns heute noch vor Lachen, wenn sie die Stories von damals erzählen. Und am Ende gab es drei Hersteller, die für den Import nach Deutschland ernsthaft in Frage kamen.
Die Gründung
Reinhold bestellte von jedem der drei in Frage kommenden Herstellern je einen Elektroroller. Dann wurden Muster geprüft, Datenblätter gewälzt und Zahlen verglichen. Als die drei Modelle ankamen wurden sie ausgiebig getestet. Und ein paar Wochen später stand der Lieferant für die E-Roller fest. Und uns allen war klar, der Plan könnte funktionieren. Und damit war die Trinity Electric Vehicles geboren. Drei verrückte Typen, die an die Elektromobilität glaubten und einen Weg sahen ihren Traum von der elektrischen Beschleunigung und leisem und sauberem Fahren zu verwirklichen.
v.l.n.r.: Stanley, Robert, Reinhold
Reinhold gründete 2013 die Trinity Electric Vehicles GmbH stellte eine Modellpalette zusammen und orderte einen halben Container mit Elektrorollern. Nachdem er sie verkauft hatte, orderte er einen ganzen Container und so ging es weiter und weiter. Immer mehr Container und immer mehr zufriedene Kunden, die surrend mit einem Trinity E-Roller unterwegs sind. Und immer mehr Flüge nach China um stetig die Qualität der Fahrzeuge zu verbessern und auch um das Ohr an der Schiene zu haben, wann es endlich eine E-Enduro und ein E-Motorrad mit vernünftigen Leistungsdaten und erschwinglichen Preisen geben wird. Und wir glauben, es wird sie bald geben! 2018...
Markus W., 25.09.22 07:30
Interessant und macht Spaß, zu lesen. Ich selbst kann diese Geschichte gut nachvollziehenselbst, habe ich doch ab 2002 als Flugzeugkonstrukteur bei der Firma MULTIPLEX Modellsport die Elektrifizierung der Modell-Flugzeuge, eine neue Schnellbauseise und die Entwicklung der Akkus und bürstenlosen Motoren maßgeblich voran getrieben. Natürlich waren auch hier immer wieder Besuche von chinesischen Zulieferen an allen möglichen Standorten nötig. Auch bei mir daher viele schöne Erinnerungen an die Anfänge vorhanden. PS macht weiter so mit eurer Entwicklung und ich warte mit Ungeduld, als alter Biker, auf meinen Jupiter S, meinen ersten E-Roller